Gottesdienst reloaded
Immer wieder kommt die Debatte nach gestreamten Gottesdiensten auf, und dass das Format online nur in den seltensten Formaten viele Menschen bewegt. Dazu habe ich ein paar Gedanken.
Copräsente Gottesdienste, wie wir sie aus dem normalen kirchlichen Alltag kennen, sind hochstandardisierte, medial ausgerichtete Veranstaltungen. Das Medium ist der Kirchenraum; über lange Zeit ist da in einem Dialog aus Architektur und Liturgie ein Format entwickelt worden, das die medialen Gegebenheiten ausschöpfen kann, das aber auch durch die medialen Grenzen stark gekennzeichnet ist.
Online-Streams sind ein vollständig anderes Format. Online-Veranstaltungen haben sich einer komplett anderen medialen Logik anzupassen, um zu funktionieren. Ähnlich, wie das „Fernsehspiel“ als abgefilmtes Theaterstück ausgestorben ist und moderne Fernsehserien ganz andere Erzählungsmodalitäten nutzen, kann es in meinen Augen nicht so gut funktionieren, das bestehende Format einfach abzufilmen und online zu bringen. Plakatives Beispiel: in den Aachener Dom oder in den Kölner Dom zu gehen aktiviert — aus der Architektur und Kunst — eine sehr spezielle emotionale Haltung. Auf einem 4.7-Zoll-Handy-Display überträgt sich das nicht mehr so gut.
Was in meinen Augen also notwendig ist, ist an dieser Stelle zu überlegen, was denn die Botschaften des Gottesdientes sind und was die Elemente sind, die in der aktuellen medialen Ausgestaltung sich eben in einer Art finden. Für ein komplett neues Medium müssen wir aber eine neue Ausdrucksart finden, um der Botschaft in gleicher Weise gerecht zu werden. Denn mit dem Abfilmen der bestehenden Gottesdienste werden wir weder der Anspruchgruppe, die gerne die bisherige Formattierung von Gottesdienst in ihrem Leben haben möchten, gerecht; noch den Interessierten, die die Botschaft spannend finden würden und durch den anderen medialen Zugang da eine andere Erwartungshaltung haben.