Echt jetzt?

Konrad Neuwirth
1 min readMay 20, 2020

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In den letzten Tagen gibt es vermehrt Veröffentlichungen, in denen die Meinung geäußert wird, Kirche sei in der Pandemie nicht ihren Aufgaben nachgekommen, wäre zu unsichtbar geblieben, hätte sich zu sehr angepasst. Ich kann diese Argumentationen bisher in noch keinem Fall nachvollziehen.

Erstens: die Krise ist noch nicht vorbei, die Pandemie noch nicht durchgestanden. Jetzt schon Schlussfolgerungen daraus ziehen zu wollen ist definitiv zu früh; wir wissen noch nichtmal, wie lange wir mit dem Virus noch leben müssen, ohne uns davor — außer durch eben organisatorische Maßnahmen — einigermaßen zu schützen.

Zweitens: was gilt denn als Kirche? Haben Diakonie und Caritas ihre Dienste eingestellt? Sind kirchliche Krankenhäuser oder Altenheime geschlossen worden? Haben kirchliche Schulen nicht am Fernunterrichts-System teilgenommen?

Drittens: Was, wenn eben genau sich zurückzuhalten, die eigenen Angebote nicht als den Nabel der Welt zu sehen, und Verantwortung in der Form zu übernehmen, Menschen im sich selbst vor dem Virus zu schützen zu unterstützen, das christliche, das liebende Verhalten ist? Für mich spricht es sehr für Kirche, dass sie da — manchmal nach etwas Anlaufschwierigkeiten, aber prinzipiell doch sehr klar — so deutlich gesagt hat: Leben bewahren ist wichtiger als alles andere. Diese Haltung ist zu loben, und nicht: ihr habt nicht genug Widerstand geleistet.

Vielleicht gibt es ja noch eine Argumentation, die mich überzeugt. Aber bislang habe ich noch keine gesehen.

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Konrad Neuwirth
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Written by Konrad Neuwirth

Reads way more than he writes, but talks more than he listens. Professional geek interested in humans, humanity and society.

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